Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

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Lernpsychologische Konzepte

16.04.2018RN

Die lernpsychologischen Konzepte gehen grundsätzlich von der Annahme aus, dass sowohl normales als auch abweichendes Verhalten aufgrund der gleichen Lernprinzipien erworben wird (Wöbcke, 1977) und betonen dabei in der Hauptsache die externe Determination des Suchtverhaltens unter Berücksichtigung kognitiver und affektiver Aspekte. Zur Erklärung des Beginns und der Aufrechterhaltung des Drogenkonsums sowie des Rückfalls in die Abhängigkeit nach Zeiten der Enthaltsamkeit werden in der Hauptsache die klassischen Leerprinzipien wie die klassische und operante Konditionierung sowie das Lernen am Modell herangezogen (Bühnnger, 1990).

Für den Weg in die Sucht wird der initiale Konsum von Drogen als sehr entscheidend angesehen. Da auf der pharmakologisch-physischen Ebene beim erstmaligen Gebrauch von Drogen in den meisten Fällen keine angenehme, d.h. positiv verstärkende Wirkung eintritt, sondern eher eine unangenehme Wirkung wie z.B. Geschmacksaversionen oder Übelkeit, spielen das Umfeld und die Erwartungen des Konsumenten eine wichtige Rolle. Nach dem Prinzip des Modellernens erfährt der Erstkonsument durch Beobachten des Konsums bei z.B. Freunden die positiven Folgen des Drogengebrauchs. Der Eindruck ist um so stärker, je anerkannter und geschätzter die beobachtete Person ist. Hinzukommen kann als sekundäre Verstärkung der Zugang zu sozial attraktiven Gruppen, der durch den Drogenkonsum erwartet wird oder aber, falls man bereits in dieser Gruppe integriert ist, die positive Verstärkung durch die Gruppenmitglieder. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass der weitaus größte Anteil von Heroinkonsumenten beim Erstkonsum nicht allein war, sondern von Freunden bzw. Bekannten eingewiesen wurde (Revenstorf, 1987). Die genannten positiven Folgen können ausschlaggebend sein für die Fortführung des Konsums, der zunächst zu angenehmen pharmakologischen Auswirkungen (Stimulierung/Sedierung) führt. Früher oder später jedoch kommt es zur körperlichen Toleranz und damit auch zu Entzugserscheinungen, wenn die nötige Drogenmenge nicht aufgenommen wird. Negativ verstärkend wirkt dann die Beseitigung der Entzugssymptome durch erneuten und gesteigerten Konsum. Die oben genannten positiven sozialen und körperlichen Folgen werden dann als besonders stark empfunden, wenn die Situation des Konsumenten seit längerer Zeit schon schwierig und emotional negativ besetzt war (Schul-, Arbeitsbelastungen, Probleme mit den Eltern, dem Partner etc.) (Bühringer, 1990). Das gesamte Verhaltensrepertoire einer Person richtet sich allmählich immer mehr auf den Erwerb und Konsum von Drogen aus. Dies ist besonders dann der Fall, wenn die Verhaltenskompetenzen der Person schon vorher unzureichend waren (z.B. Unsicherheit, geringe Selbstwirksamkeitserwartung) und dadurch im täglichen Leben eine Vielzahl von Misserfolgserlebnissen gemacht wurden. Es herrscht also gewissermaßen ein "Verstärkerdefizit", das nun durch die positive Verstärkerwirkungen des Drogenkonsums ausgeglichen wird (Revenstorf, 1987).

Zahlreiche Einzelaspekte des lerntheoretischen Erklärungskonzepts, wie etwa die verschiedenen Lernprinzipien, sind durch experimentelle Untersuchungen mit Tieren und Menschen sehr gut untersucht. Auch kann man mit dem Modell im klinischen Einzelfall die Entwicklung eines abhängigen Verhaltens analysieren und die verschiedenen vorausgehenden und nachfolgenden Bedingungen gut bestimmen. Dennoch kann ein solches komplexes Modell, allein schon aus ethischen Gründen, als Ganzes nicht empirisch validiert werden.


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