Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

Kontrast Leichte Sprache

Eröffnung von Möglichkeiten

16.04.2018RN

Dieser protektive Prozess wird wirksam an Wendepunkten im Lebens eines Menschen. Eine richtige Entscheidung, eine erfolgreiche Bewältigung einer Aufgabe ermöglicht eine Vielzahl von Wegen, die nun beschritten werden können. Es gibt noch nicht viele, aber immerhin einige Längsschnittstudien, die Aufschluss über die Art und Wirkung von protektiven Faktoren geben. Nur mit Hilfe dieses Untersuchungsdesigns können hierzu plausible Aussagen gemacht werden.

Werner & Smith (1982) verfolgten den Lebensverlauf von ca. 650 hawaianischen Kindern über den Zeitraum von 18 Jahren, d. h. die Mütter wurden schon interviewt als sie schwanger waren. Ziel der Studie war es unter anderem Aufschluss darüber zu gewinnen, wie die Kinder im Verlaufe ihrer Entwicklung mit Stressfaktoren umgehen und welche protektiven Faktoren die Kinder innerhalb der Person und extern in der Umwelt schützen. Die Kinder kamen fast ausnahmslos aus sehr armen Familien, mit Vätern, die als ungelernte Arbeiter ihr Geld verdienten und Müttern, die vorzeitig die Schule verlassen hatten. Somit wurden die Kinder von den Autoren als Risikokinder klassifiziert. Eines von zehn Kindern aus der Stichprobe konnte am Ende des Untersuchungszeitraum eine positive Entwicklung zu einem kompetenten und autonomen Individuum aufweisen. Im Verlauf ihrer ersten 18 Lebensjahre waren sie selten ernsthaft krank, und wenn ja, dann wurden sie schnell wieder gesund. Ihre Mütter erlebten sie als sehr aktiv und sozial verantwortungsbewusst, als sie Kinder waren. Entwicklungspsychologische Tests im zweiten Lebensjahr ergaben, dass sie ausgeprägte Fähigkeiten zur Selbsthilfe hatten, im mittleren Kindesalter wiesen sie adäquate Problemlöse- und Kommunikationsfähigkeiten auf. Im späteren Jugendalter war ihr Selbstkonzept positiver und ihre Lebenseinstellung verantwortungsvoller und leistungsorientierter im Vergleich zu ihren Altersgenossen mit ernsthaften Coping-Problemen. Mit 18 Jahren zeigten sie großes Interesse sich selbst weiterzuentwickeln. Als protektive Faktoren in der Umwelt der Kinder erwiesen sich das Alter des gegengeschlechtlichen Elternteils (junge Mutter für Jungen, älterer Vater  für Mädchen), die Anzahl der Geschwister (vier oder weniger); der Altersabstand zwischen den Geschwistern (mindestens zwei Jahre); die Anzahl und die Art von weiteren Bezugspersonen innerhalb des Haushalts (Vater, Großeltern, ältere Geschwister); die Arbeitsbelastung der Mutter; das Ausmaß der Aufmerksamkeit, die die Bezugspersonen dem Kind schenkten; Struktur und Regeln im Haushalt während der Jugendzeit; der Familienzusammenhalt; die Anwesenheit von Bekannten und Freunden aller Generationen; die kumulative Anzahl von chronischen stressreichen Lebensereignissen während Kindheit und Jugend, die alle gut bewältigt wurden.

Eine Studie, deren Ergebnisse auch unter dem Aspekt der protektiven Faktoren interpretiert werden können, ist die weiter oben bereits erwähnte Längsschnittuntersuchung von Shedler & Block (Shedler & Block, 1990), die den Zusammenhang von Drogenkonsum, Persönlichkeitsmerkmalen und Erziehungsstilen analysiert. Shedler & Block fanden heraus, dass sich das Erziehungsverhalten der Eltern der abstinenten, der experimentierfreudigen und der regelmäßig konsumierenden Jugendlichen signifikant unterscheidet. Im Vergleich zu den Müttern der Experimentierer zeigten die Mütter der Konsumenten sich feindlich,  nicht spontan im Umgang mit dem Kind, ohne Gespür für dessen Bedürfnisse,  underprotective, Druck ausübend und verkehrten oft eine ursprünglich erfreuliche Interaktion in eine unerfreuliche. Ähnliche Merkmale wiesen auch die Mütter der Abstinenten auf. Die Väter unterschieden sich im ersten Fall kaum voneinander, während die Väter der abstinenten Jugendlichen sich als sehr autoritär und dominant erweisen.


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