Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

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Gesellschaftliche Fragen zum Substanzgebrauch

22.05.2024RN

Wenn sich die Drogenpolitik weiterentwickeln soll, benötigt es eine Reflexionsbereitschaft auf allen Seiten – Politik und Gesellschaft. Der Fingerzeig auf gegensätzliche Haltungen oder andere Konsumgüter ist nicht zielführend, da sich die Fronten zwischen Gegner:innen und Befürworter:innen der Cannabis-Legalisierung weiter verhärten und Subkulturen durch gegenseitige Stigmatisierungen bestehen bleiben. Vielmehr wünschen wir uns eine grundsätzlichere Diskussion über unsere Konsumgesellschaft: Alkohol, Zigaretten, Cannabis, Medien.

 Letztlich sind die Konsummotivationen, ob Genuss- oder Hilfsmittel, übertragbar:

  • "Was ist an meinem konsumfreien Leben so unaushaltbar für mich, dass mir Substanzen eine Erleichterung verschaffen?"
  • "Ist Genuss wirklich gleichwertig, wenn ich etwas jeden Tag konsumiere oder einige Zeit Verzicht übe?"

Die Probierphasen mit Zigaretten, Vapes und Alkohol im Jugendalter werden im Rahmen der Diskussion um das Phänomen der Einstiegsdroge konsequent verdrängt. Mit der regulierten Freigabe von Cannabis eröffnet sich jedoch die Möglichkeit, offener über Zigaretten, Alkohol und Cannabis diskutieren zu können und den Begriff Einstiegsdroge differenzierter zu betrachten. Einstiegsdroge wird scheinbar als "Wechselsubstanz" von legalen Substanzen als Kulturgütern hin zu verbotenen Substanzen verstanden, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen. Doch die Kulturalisierung ist auch bei Cannabis erkennbar. Das, was ein großer Kritikpunkt der Legalisierungsbefürworter war: Das Alkohol in unserem gesellschaftlichen Alltag normal ist, zelebriert wird und als Kulturgut verstanden wird, wird nun auf andere Art und Weise für Cannabis ausgelebt. Wir halten die Verklärung als Kulturteil jeglicher Substanz für problematisch.

Die Bewertung von psychoaktiven Substanzen hängt oftmals eher am Strafmaß und nicht an den sozialen, körperlichen und psychischen Auswirkungen des Konsums – doch genau da schaut Suchtprävention im Rahmen der Verhaltensprävention hin:

  • "Was erhoffst Du Dir durch den Konsum?"
  • "Welche Erfahrungen hast Du mit dem Konsum gemacht?"
  • "In welcher Weise beeinflusst der Konsum Dein Sozialleben?"
  • "Bist Du mit Deinem Leben, so wie es gerade ist, zufrieden?"

Hier kommt es auf eine Reflexionsbereitschaft aller an. Es gibt Menschen, die ohne negative Auswirkungen, kontrolliert und genussvoll Cannabis konsumieren können. Es gibt jedoch auch Menschen, die ihren Konsum nicht kontrollieren können oder anderweitig negativ dadurch betroffen sind. Hier einige Beispiele:

  • Mitbewohner:innen oder Familienmitglieder im eigenen Haushalt, die sich durch den Geruch, den Rauch, die anfallenden Kosten für Cannabis eingeschränkt fühlen,
  • Entwicklung einer Psychose,
  • Antriebslosigkeit,
  • Suchtentwicklung,
  • unerfüllter Kinderwunsch durch Zyklusstörungen oder unzureichende Spermienqualität durch Cannabis.

Konsum durch Erwachsene hat immer Auswirkungen auf die Kinder

Kinder werden mit ihren Bedürfnissen nach einem konsumfreien Aufwachsen nur schwer durch ihre bereits konsumierenden Eltern ernstgenommen. Der Zigarettenqualm haftet überall, die Stimmung der Eltern ist durch Rauschzustände schwerer einzuschätzen oder der Schwimmbadbesuch fällt auch dieses Wochenende aus, weil der Kasten Bier, die Schachteln Zigaretten oder das Gras für den Wochenendkonsum gekauft wird. Und ja, bei manchen Familien entscheiden genau diese 20 oder 30 Euro am Wochenende über einen Familienausflug. An dieser Stelle klafft die Diskrepanz auf: einerseits gelten manche Suchtmittel als selbstverständlich immer präsentes Kulturgut. Andererseits wird bei Suchterkrankungen häufig weggeschaut und Betroffene und Angehörige stigmatisiert.


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