Landes­fachstelle Präventionder Sucht­kooperation NRW

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Alkohol

Reiner Alkohol und Geschichtliches

Reiner Alkohol - Äthylalkohol oder Äthanol - ist zunächst eine farblose, brennbare Flüssigkeit, die auch als Lösungsmittel in Farbstoffen und Arzneien verwendet wird. Alkohol entsteht durch Gärung kohlenhydrathaltiger Naturprodukte wie Traubensaft und Gerste.
Äthylalkohol ist die "psychoaktive Substanz" in Wein, Bier oder Schnaps, die zum Rausch führen kann.

 

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Wirkung

Alkohol gelangt sehr schnell in die Blutbahnen und so in den gesamten Körper, wo er besonders die Gehirnfunktion beeinflusst. Der Genuss alkoholischer Getränke hat zunächst eine anregende, später eine hemmende Wirkung.

Die Menschen vertragen Alkohol sehr unterschiedlich:

  • Frauen vertragen wegen des höheren Fettgehaltes ihres Körpers etwa ein Fünftel weniger Alkohol als Männer.
  • Bei Personen, die müde sind, lange nichts gegessen haben und/oder gleichzeitig bestimmte Medikamente eingenommen haben, verstärkt sich die Wirkung des Alkohols.

Für Jugendliche ist der Konsum von Alkohol besonders gesundheitsschädlich und auch das Risiko einer Alkoholvergiftung ist erhöht:

  • Verschiedene Enzyme in der Leber sind größtenteils für den Abbau des Alkohols verantwortlich. Diese sind bei Jugendlichen aber in deutlich geringerer Menge vorhanden als bei Erwachsenen.
  • Das im Wachstum befindliche Gehirn reift zwischen dem 12. und dem 16. Lebensjahr besonders stark und reagiert auf Zellgifte wie Alkohol sehr empfindlich. Folgen sind eine verminderte Denk- und Gedächtnisleistung. Erst mit ca. 20 Jahren ist die körperliche Entwicklung abgeschlossen.
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Akute Gefahren und langfristige Gesundheitsschäden

Rund ein Drittel aller Gewalttaten wie Sachbeschädigung, Körperverletzung und Totschlag werden unter Alkoholeinfluss begangen. Grund dafür ist vor allem die enthemmende Wirkung des Alkohols. Beim Konsum von Alkohol werden häufig Ängste und Hemmungen reduziert, weshalb sich Betroffene furchtloser und mutiger fühlen, aber auch schneller reizbar sind.
Die sonst vorhandene Selbstkontrolle nimmt ab, die Stimmungslage verändert sich und kann zunehmend zu aggressiven Handlungen führen. Insbesondere Mädchen und Frauen unterliegen einer erhöhten Gefahr, Opfer sexueller Übergriffe zu werden.
Im Jahr 2013 starben über 300 Menschen in Deutschland bei alkoholbedingten Autounfällen (Albrecht/ Leipnitz 2015).

Schon ab einer sehr geringen Menge Alkohol verschlechtern sich das Wahrnehmungsvermögen und die Fähigkeit, Entfernungen richtig einzuschätzen. In Deutschland gilt eine Obergrenze von 0,5 Promille für die Teilnahme am Straßenverkehr für Kraftfahrzeug-Führende. Bei Anzeichen von Fahruntauglichkeit kann schon beim Fahren eines Kraftfahrzeugs ab 0,3 Promille eine Straftat vorliegen. Letzteres gilt auch für Fahrradfahrerinnen und -fahrer. Für Fahranfängerinnen und -anfänger unter 21 Jahren sowie in der zweijährigen Probezeit gilt – unabhängig vom Alter – die Null-Promille-Grenze.

 

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Zahlen zum Konsum

Alkohol ist das am häufigsten konsumierte Suchtmittel. Maßvoller Alkoholkonsum gehört heute zu unserer Alltagskultur und ist gesellschaftlich akzeptiert. Beinahe überall und bei jeder Gelegenheit wird Alkohol getrunken. Die durch den Alkoholkonsum erzeugte heitere Stimmung ist erwünscht, Volltrunkenheit jedoch wird von den meisten Menschen abgelehnt.

2013 lag der Pro-Kopf Verbrauch an alkoholischen Getränken in Deutschland bei 137,2 Litern pro Kopf, darunter fallen z.B. allein durchschnittlich 106,6 l Bier pro Person. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Reinalkohol geht langsam, aber kontinuierlich zurück. 2013 wurden 9,7 Liter reiner Alkohol pro Kopf konsumiert (Gaertner et al. 2015).


Verbote, Gesetze und Alkoholsteuern

Der Alkoholmissbrauch wird schon seit dem Mittelalter beklagt. In den USA versuchte man dieses Problem von 1919 bis 1933 durch ein Alkoholverbot (Prohibition) zu lösen. Es blieb erfolglos, denn es entwickelten sich ein blühender Schwarzmarkt und eine hohe Kriminalität.

In Deutschland sollen Jugendliche  durch das Jugendschutzgesetz vor einem Missbrauch der "Volksdroge" Alkohol geschützt werden. Das Gesetz verbietet den Verkauf alkoholischer Getränke an Jugendliche unter 16 Jahren. Bei hochprozentigen alkoholischen Getränken ist die Abgabe erst an mindestens 18-Jährige erlaubt.

Der deutsche Staat kontrolliert Herstellung und Verkauf von Alkohol und erhebt diverse Alkoholsteuern. Zuletzt wurden rund 3,2 Milliarden Euro durch diese Steuern eingenommen (BMF 2015). Der Alkoholgehalt eines Getränkes muss auf der Verpackung angegeben sein.


Alkohol und Schwangerschaft

Schätzungen gehen bundesweit von jährlich 4.000 Neugeborenen mit einer fetalen Alkoholspektrum-Störung (FASD) aus. Sie entsteht durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft. Bei 600 bis 1 200 dieser Neugeborenen besteht das Vollbild des "fetalen Alkoholsyndroms" (FAS) mit erheblicher Beeinträchtigung der geistigen und körperlichen Entwicklung (Spohr/Steinhausen (2008).
Mittlerweile gilt als erwiesen, dass nicht nur intensiver und kontinuierlicher Alkoholkonsum zu Schäden führt, sondern dass auch ein geringer Alkoholkonsum zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen beim Ungeborenen führen kann (Bergmann et al. 2006; Merzenich/Lang 2002). Grund dafür ist, dass Alkohol die Plazenta ungehindert passiert und unmittelbar die Entwicklung der kindlichen Nervenbahnen schädigt. In der Folge kommt es u.a. zu Fehlbildungen (Dysmorphie), Störungen des zentralen Nervensystems und Wachstumsstörungen.
FAS ist die häufigste Ursache für eine angeborene geistige Behinderung - weit vor dem Down-Syndrom. Alkoholbedingte mentale Schäden des Fötus sind - wenn sie einmal vorhanden sind - irreversibel (Feldmann 2006; Spohr 2006).
Alle alkoholbedingten Folgeschäden bei Neugeborenen sind durch Verzicht auf den Konsum von Alkohol während der Schwangerschaft vermeidbar!

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Alkoholabhängigkeit

Vom Genuss zur Abhängigkeit

Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko einer Suchterkrankung. Eine dauerhaft riskant Alkohol konsumierende Person ist ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr in der Lage, auf den täglichen Alkoholkonsum in größerer Menge oder den gelegentlichen "Vollrausch" zu verzichten.
Es besteht eine Alkoholabhängigkeit, die auch als Alkoholsucht oder Alkoholismus bezeichnet wird.

  • der/die "Rauschtrinker/in" zeichnet sich durch einen Wechsel aus Kontrollverlust und Abstinenzphasen aus,
  • der/die "Spiegeltrinker/in" trinkt kontinuierlich Alkohol und weist Anzeichen körperlicher Abhängigkeit mit Entzugserscheinungen auf,
  • der/die "Quartalstrinker/in" ist gekennzeichnet durch Saufexzesse sowie abstinente Phasen.

Verzicht auf Alkohol führt bei Abhängigen zu seelischen und körperlichen Entzugserscheinungen wie z.B. Schlafstörungen, Gereiztheit, Depressionen und Zittern. In schweren Fällen kann es zu Halluzinationen und Wahnvorstellungen kommen ("Alkoholdelir").


Zahlen und Fakten zu Alkoholabhängigkeit

In Nordrhein-Westfalen geht man von etwa 400.000 alkoholabhängigen Menschen aus, von denen ca. 70% männlich und 30% weiblich sind (MGEPA 2014).
Bundesweit gibt es ca. 3,3 Mio. Menschen, bei denen ein Alkoholmissbrauch oder eine Alkoholabhängigkeit vorliegt, davon schätzungsweise 300 000 Jugendliche.
7,3 Mio. Bürgerinnen und Bürger zwischen 18 und 64 Jahren betreiben einen riskanten Alkoholkonsum. Dabei weisen Männer sowohl für risikoarmen Konsum (61,4% versus 53,1%) als auch für riskanten Konsum (15,6% versus 12,8%) ein höheres relatives Risiko auf als Frauen (Papst 2013).
Etwa 74.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums.

Alkoholmissbrauch in der Schwangerschaft führt in Deutschland jährlich zu etwa 4.000 Neugeborenen mit alkoholbedingten Schädigungen. Etwa ein Viertel davon werden lebenslang geistig und/oder körperlich behindert sein (vgl. Alkohol und Schwangerschaft).

Hinweise auf Alkoholmissbrauch sind:

  • regelmäßiger Alkoholkonsum,
  • häufige Alkoholfahne,
  • morgendlicher Alkoholkonsum,
  • Zittern und Unruhe,
  • Unzuverlässigkeit.

Ursachen, Entstehung, Verlauf und Folgen von Alkoholabhängigkeit

Eine Alkoholabhängigkeit entwickelt sich meist schleichend. Zunächst trinkt die Person Alkohol nur in Gesellschaft, genießt die Heiterkeit und gehobene Stimmung. Immer häufiger wird dann Alkohol eingesetzt, um trübe Stimmungen und Ängste zu vertreiben. Ein Anlass zum Trinken findet sich immer. Die Abhängigkeit beginnt mit dem Zeitpunkt, mit dem man sich ohne Alkohol unwohl fühlt und unter der Enthaltsamkeit leidet.

Wie bei jedem Suchtmittel müssen die Mengen zunehmend erhöht werden, bis sich die gewünschten positiven Gefühle einstellen. Probleme werden kaum oder nicht mehr gelöst, sondern mit Alkohol "heruntergespült".

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Behandlung der Alkoholabhängigkeit

Alkoholabhängigkeit bzw. -sucht ist als Krankheit anerkannt. Die Krankenkassen übernehmen die Behandlungskosten. Ohne fachliche Unterstützung schaffen es nur wenige, sich von ihrer Sucht zu befreien.
Die meisten alkoholkranken Menschen täuschen sich und andere. Sie verleugnen ihre Sucht und gestehen sich selbst nicht ein, dass sie ohne Alkohol nicht mehr zurechtkommen würden. Häufig endet der Versuch, die Abhängigkeitserkrankung selbst zu bewältigen, in entmutigenden Rückfällen.

Qualifizierte Entzugsbehandlung

Bei der Behandlung steht zunächst die körperliche Abhängigkeit im Vordergrund. Beim sogenannten qualifizierten Entzug werden jedoch zusätzlich zur Behandlung des körperlichen Entzugssyndroms die psychische Abhängigkeit und die soziale Situation mit einbezogen. Damit einhergehen motivations­fördernde Interventionen mit dem Ziel, im Bedarfsfall eine angemessene Anschlussbehandlung zur Entwöhnung sicherzustellen.
Im Rahmen der Akutbehandlung wird dem Körper die Droge Alkohol entzogen, er wird entgiftet. Dieser Entzug ist meist mit sehr unangenehmen behandlungsbedürftigen Begleiterscheinungen verbunden. Er dauert zwei bis drei Wochen und sollte in einer Fachklinik durchgeführt werden.

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